Waldbaden – eine fernöstliche Entspannungsmethode

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Hast du schon mal vom “Waldbaden“ gehört? Nein? Dann denkst du vermutlich an Baden im Waldsee. Damit hat forest bathing, wie der Trend auf Englisch heisst, aber nichts zu tun. Etwas salopp könnte man sagen, Waldbaden ist bloss ein fancy Ausdruck für einen Waldspaziergang. Aber Waldbaden ist viel mehr als das. Es ist eine fernöstliche Entspannungsmethode. Es geht um Achtsamkeit und Entschleunigung. Es geht um körperliche und mentale Gesundheit.

Die Natur tut uns gut. Die Natur kann uns sogar heilen. Dafür gibt es wissenschaftliche Beweise. So machte der schwedische Forscher Roger Ulrich 1984 in einer Studie eine faszinierende Entdeckung: Hospitalisierte Patienten, die bei ihrem Aufenthalt ins Grüne blickten, wurden rascher gesund als solche, die keinen Blick in die Natur geniessen konnten. Ausserdem kamen sie mit weniger Schmerzmitteln aus als die Kontrollgruppe. Noch überraschender ist, dass dieser Effekt auch zu wirken scheint, wenn die Patienten bloss auf Fotos von Wäldern blicken.

Wald Immunsystem Blutdruck
Wer gelernt hat, Bäumen zuzuhören, begehrt nichts zu sein, als was er ist.Hermann Hesse

In mehreren Studien fand der japanische Forscher Dr. Li Qing heraus, dass Waldbaden die Anzahl an Killerzellen im Körper erhöht und somit unser Immunsystem stärkt. Wer regelmässig im Wald spaziert, kann dadurch seinen Blutdruck und Puls senken. Shinrin-yoku wie die Methode im Ursprungsland Japan genannt wird, kann aber auch viele positive Effekte auf unsere Psyche haben. Waldbaden beruhigt unser Nervensystem und sorgt für einen niedrigeren Kortisollevel. Kortisol ist ein Stresshormon, das in erhöhter Konzentration in Verbindung mit psychischen Erkrankungen steht. Zudem soll Waldbaden auch bei Depressionen und Schlafstörungen unterstützend wirken.

Man könnte sagen, Waldbaden ist gelebte Achtsamkeit während eines Waldspaziergangs. Es geht darum, völlig in die Natur abzutauchen. Es geht darum, mit allen Sinnen die Schönheit um sich herum wahrzunehmen. Nicht nur mit dem Auge, sondern auch die vielen Naturgeräusche zu hören, die verschiedenen Gerüche zu riechen und unterschiedliche Texturen zu spüren.

Wenn du keinen Wald in deiner näheren Umgebung hast, kannst du auch auf andere Erholungsgebiete ausweichen. Waldbaden funktioniert genauso gut in einem Park, botanischen Garten oder sogar in deinem eigenen Garten.

Nachfolgend ein paar Tipps, wie die du das meiste aus der Shinrin-yoku Methode für deinen nächsten Besuch im Wald herausholst.

1. Lass dein Smartphone beim Waldbaden zuhause

Smartphone Detox

Oder stelle es zumindest aus. Nutze es auch nicht, um Musik zu hören oder Fotos zu machen. Das würde dich nur von der Umgebung ablenken. Bei einem entspannten Spaziergang möchten wir uns nicht die Hälfte der Zeit über eine nervige Textnachricht ärgern, die soeben noch eingetroffen ist. Ausserdem geht es beim Waldbaden auch darum, unseren bildschirmgequälten Augen (und Köpfen) eine Auszeit zu gönnen. Dass die Farbe Grün entspannend auf die Augen wirkt, ist schon lange bekannt.

2. Folge deiner Intuition

Waldbaden gegen Stress

Plane keine bestimmte Route, die du einhalten musst. Solange du wieder zurückfindest, lässt du dich am besten einfach von deinem Gefühl leiten. Welcher Weg sieht besonders hübsch aus? Wo zieht es dich hin; in die eher lichten Waldgebiete mit hohen Bäumen oder dunklere Abschnitte mit dichten Tannen? Wo fühlst du dich wohl und entspannt? Lass dich von der Natur führen.

3. Gehe beim Waldbaden so langsam wie möglich

Waldbaden stärkt das Immunsystem

Wie bereits erwähnt, geht es beim Waldbaden um Entschleunigung. Das kann ziemlich herausfordernd sein, vor allem in einer Gesellschaft, in welcher Zeitdruck und Effizienzsteigerung zum Alltag gehören. Versuche beim Waldbaden ein neues Lebenstempo zu finden. Gehe so langsam, dass es dir schon fast lächerlich erscheint. Mache so viele Pausen wie du möchtest. Bleib immer wieder stehen, um in Betrachtungen der Natur zu versinken oder setz dich zwischendurch hin.

4. Nutze beim Waldbaden alle deine 5 Sinne

Waldbaden hilft gegen Ängste und Depressionen

Dieser Punkt ist sozusagen der Kern von Shinrin-yoku: deine Umgebung mit voller Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu erfassen. Entdecke die verschiedenen Formen und Farben der Blätter. Erfreue dich am Sonnenlicht, das durch die Baumkronen glitzert. Höre nicht nur das Vogelgezwitscher, sondern auch das Rascheln in den Bäumen und das Scharren einer Maus im Unterholz. Lausche dem Plätschern eines Wasserlaufs. Nimm den Duft des Waldes wahr, frische Luft, nasses Holz, trockene Erde. Berühre Pflanzen und erfühle die Textur von Baumstämmen. Sammle Tannenzapfen oder hübsche Steine. Wenn du magst, gehe barfuss und fühle die unterschiedliche Beschaffenheit des Waldbodens, von angelegten Kieswegen bis hin zu sonnengewärmtem Moos.

5. Fühl dich akzeptiert

Der Wald akzeptiert dich so wie du bist

Der Natur ist es egal, wie du aussiehst, was du beruflich machst oder wie viel Geld du auf dem Konto hast. Du bist ein Teil dieser wundervollen Welt und das ist genug, um sich ab ihrer Schönheit zu erfreuen.

6. Meditiere

Achtsamkeit im Alltag Tipps

Wenn du einen besonders schönen Ort gefunden hast, an dem du ungestört bist, versuche zu meditieren. Geniesse die Ruhe. Spüre wie gut es tut, mit dir allein zu sein.

Green up your life

Nun, da wir über die positiven Effekte Bescheid wissen, die Pflanzen auf unsere körperliche und psychische Gesundheit haben, ist es an der Zeit, so viel davon wie möglich in unseren Alltag zu integrieren. Zusätzlich zum regelmässigen Waldbaden würde es uns guttun, mehr Natur in unser Umfeld zu integrieren.

Bereichere dein Zuhause mit Pflanzen. Fang an zu gärtnern. Dazu braucht man nicht zwangsläufig einen Garten, das funktioniert auch auf dem Balkon oder sogar in der Wohnung. Wenn du absolut überzeugt bist, keinen grünen Daumen zu haben, starte mit super pflegeleichten Pflanzen. Das Internet ist voll mit Tipps dazu. Ein häufiger Grund, warum Pflanzen nicht gedeihen, ist aber auch fehlende Pflege. Dies wiederum könntest du direkt als Achtsamkeitsübung nutzen. Pflanzen im Zuhause sorgen ausserdem auch für ein besseres Raumklima.

Zimmerpflanzen sorgen für gutes Raumklima

Wie wir bereits gelesen haben, haben selbst Bilder von Pflanzen eine beruhigende Wirkung auf unsere Psyche. Mach dir das zunutze und ersetze das Bild in deinem Daheim, auf welches du am häufigsten blickst, durch ein grossflächiges Waldbild. Wir starren alle täglich stundenlang auf unsere elektronischen Geräte. Wähle eine schöne Naturszene als Hintergrund für deinen Desktop oder dein Smartphone. Vergiss auch nicht deinen Arbeitsplatz. Versuche auch hier möglichst viele Naturbilder zu integrieren. Nutze Noice-Cancelling Kopfhörer und lasse dich mit Naturklängen berieseln. Nimm dein Mittagessen draussen im Grünen ein. Gestalte dein Leben so grün und naturnah wie möglich.

Waldbaden Buch Ulli Felber

Wer sich dem Thema noch vertieft widmen möchte, dem empfehlen wir das schön bebilderte Buch “Waldbaden – das kleine Übungshandbuch für den Wald„ von Ulli Felber.

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